Auch ein negatives oder kritisches Feedback trägt zum Selbstwirksamkeitserleben bei, vorausgesetzt die Kritik ist gerechtfertigt. Wenn etwas nicht gut läuft und den Mitarbeitern ihr eigener Anteil daran bewusst wird, dann wird deutlich, dass die Mitarbeiter das Ergebnis beim nächsten Mal auch positiv beeinflussen können. Auch in dieser Situation erleben Mitarbeiter also das motivierende Gefühl der Selbstwirksamkeit.
Werden jedoch schlechte Arbeitsergebnisse erzielt, ohne dass der Mitarbeiter das Gefühl hat, daran etwas ändern zu können, dann führt das unmittelbar in eine Frustration und eine negative Grundhaltung, die bis zur inneren Kündigung gehen kann. Aus diesem Grund ist es für die Motivation der Mitarbeiter notwendig, auch negatives Feedback zu geben und gemeinsam auf die Suche nach Lösungen zu gehen.
Wie sieht der Ablauf eines kritischen Feedbacks aus?
Auch beim kritischen Feedback kann die W-Methode angewendet werden. Der einzige Unterschied ist, dass noch ein 5.W für Wunsch in die Mitte des Gespräches eingefügt wird.
5 W- Methode bei negativer Rückmeldung
- W = Wahrnehmung
- W = Wirkung
- W = Wunsch/Erwartung
- W = W-Frage
- W = Wertschätzung
Download: Feedback nach der 5 W-Methode
Praxis-Beispiele:
Frau F., mir ist aufgefallen, dass Sie in dieser Woche zum dritten Mal morgens zu spät am Arbeitsplatz sind. Ich habe den Eindruck, dass Sie Ihre Arbeit nicht ernst nehmen und Ihnen nicht bewusst ist, dass das Zuspätkommen auch eine negative Außenwirkung auf die Kunden hat. Ich wünsche, dass Sie in Zukunft pünktlich mit der Arbeit beginnen. Was können Sie tun, damit das in Zukunft gelingt?
Herr K., ich habe festgestellt, dass Sie in den letzten beiden Tagen häufiger Fehler gemacht haben. Gerade weil Sie sonst sehr akkurat arbeiten, wirkt das auf mich, als wären Sie zurzeit nicht ganz bei der Sache. Wie Sie wissen, ist in unsere Abteilung das präzise Arbeiten unbedingt notwendig. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die Unregelmäßigkeiten?
Mit der objektiven und faktenbasierten Wahrnehmungsschilderung schaffe ich zunächst eine Beweisgrundlage, die keine Diskussion zulässt. Meine geschilderte Wirkung macht dem Gegenüber deutlich, welche Auswirkungen sein Verhalten hat. Durch den geäußerten Wunsch mache ich klar, welches Verhalten ich erwarte und mit der W-Frage beziehe ich den anderen zum Schluss wieder in das Gespräch mit ein und lenke den Fokus auf seine Selbstwirksamkeit. Dadurch habe ich die Möglichkeit mit dem Mitarbeiter gemeinsam eine gute Lösung für die weitere Zusammenarbeit zu finden. Der Mitarbeiter fühlt sich auch in diesem, zunächst nicht so angenehmen Gespräch, wertgeschätzt und selbstwirksam.
Ein Gedanke zum Schluss:
Was kann es für einen Mitarbeiter Frustierenderes geben als mittelmässige oder schlechte Arbeitsergebnisse abzuliefern und keiner nimmt davon Notz und keiner spricht an, dass er hinter seinen möglichen Arbeitsleistungen zurückbleibt.
Zur Motivation gehört sicher beides: Die wertschätzende Anerkennung und die lösungsorientierte Kritik.